Steigende Zinsen: Ist ein Bausparvertrag wieder sinnvoll?

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit einem Bausparvertrag kann man sich gegen steigende Zinsen absichern.
  • Zunächst wird für einige Jahre Eigenkapital angespart. Anschließend hat der Sparer Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen.
  • Bausparen wird mit der Arbeitnehmersparzulage sowie der Wohnungsbauprämie zweifach staatlich gefördert.
  • Zum Ansparen kann man auch vermögenswirksame Leistungen vom Arbeitgeber nutzen.

Ist ein Bausparvertrag wieder sinnvoll?
Ist ein Bausparvertrag wieder sinnvoll? © Bild von annca auf Pixabay

Lange Zeit war es still um ihn. Jetzt feiert er sein Comeback. Denn die Bauzinsen steigen. Die Rede ist vom guten alten Bausparvertrag. Doch für wen ist Bausparen wirklich sinnvoll? Dies erläutern wir im folgenden Ratgeber.

Wie funktioniert eigentlich ein Bausparvertrag?

Der Bausparer ist mehr als nur ein klassischer Sparvertrag. Er verknüpft monatliches Ansparen mit dem Anspruch auf ein zinsgünstiges Darlehen, welches nach Ablauf einer bestimmten Zeit gewährt wird. Genau genommen durchläuft ein Bausparvertrag insgesamt drei Phasen, die aufeinander folgen: die Sparphase, die Zuteilungsphase sowie die Darlehensphase.

Während der Sparphase leisten Sie – wie der Name schon vermuten lässt – regelmäßige Sparbeiträge auf das Bausparkonto, womit das Guthaben stetig wächst. Die Höhe der einzelnen Raten sowie die Dauer kann sich dabei je nach Vertrag unterscheiden, weshalb diese Faktoren schon bei Abschluss des Vertrags berücksichtigt werden sollten. Je höher die Sparrate und je länger die Anspardauer, desto höher ist in der Regel auch der Darlehensanspruch. Allerdings besteht kein Sparzwang. Das bedeutet: Sie bestimmen selbst, wann und wie Sie den Vertrag besparen möchten.

Ist das Sparziel erreicht, kommt der Vertrag in die Zuteilung. Je nach Vertrag muss dafür ein bestimmtes Guthaben und / oder eine gewisse Anspardauer erreicht sein. Jetzt müssen Sie sich entscheiden: Möchten Sie Ihren Darlehensanspruch (sofort oder später) geltend machen, oder verzichten Sie darauf, und lassen sich das Guthaben auszahlen? 

Falls Sie sich für die erste Variante entscheiden, erhalten Sie die Auszahlung der Bauspar- und Darlehenssumme. Dieses Darlehen zahlen Sie nun monatlich zu den Konditionen zurück, die zu Vertragsbeginn festgelegt wurden. Wichtig: Es darf nur für sogenannte „wohnwirtschaftliche Zwecke“ verwendet werden - also etwa den Kauf, die Renovierung oder Sanierung einer Immobilie – jedoch nicht für private Anschaffungen.

Bauzinsen steigen aktuell wieder an

In den letzten Jahren befanden sich die Bauzinsen auf einem konstant niedrigen Niveau, was den Bausparvertrag beinahe überflüssig machte. Denn Sinn und Zweck dieses Vertrags ist es, sich das Zinsniveau von heute zu sichern, das Darlehen jedoch erst in ein paar Jahren in Anspruch zu nehmen. Seit Anfang 2022 ziehen die Zinsen für Baudarlehen jedoch kräftig an, und haben sich bereits mehr als verdreifacht. Lag der durchschnittliche Zins zum Jahreswechsel 2021 / 2022 noch bei 1 Prozent, werden im November 2022 für Darlehen mit 10 jähriger Zinsbindung bereits knapp 4 Prozent fällig. Einige Experten gehen von weiter steigenden Bauzinsen aus. Die Folge: Der Zinsanteil pro Rate steigt, was eine geringere Tilgung bedeutet – und dadurch zu längeren Rückzahlungen oder höheren Raten führt.

Bausparen bietet eine gute Absicherung gegen steigende Zinsen

Der Bausparvertrag hilft hier gleich in zweierlei Hinsicht: Einerseits sichern Sie sich die aktuell niedrigen Zinsen, auch wenn Sie das Darlehen erst in fünf, sechs oder zehn Jahren aufnehmen möchten. Andererseits bauen Sie in dieser Zeit wichtiges Eigenkapital für Ihr Bauvorhaben auf. Statt jederzeit die steigenden Zinsen am Kapitalmarkt zu verfolgen, haben Sie schon bei Vertragsabschluss einen garantierten und planbaren Zins inklusive Rückzahlung. Das ist gleichzeitig einer der größten Vorteile des Bausparvertrags überhaupt: Sie können heute schon eine vollständige Immobilienfinanzierung unter Berücksichtigung eines Bausparvertrags abbilden. Klassische Bankdarlehen im Immobilienbereich bieten oft eine Zinsbindung von 10 Jahren. Während dieser Zeit können Sie parallel einen Bausparvertrag besparen, der nach dieser Zinsbindung zuteilungsreif wird, und wiederum Zinssicherheit bis zur vollständigen Rückzahlung bietet. Und das alles ohne zusätzliche Kosten!

Welche staatliche Förderung gibt es für Bausparer?

Unter bestimmten Voraussetzungen müssen Sie Ihren Bausparer nicht alleine besparen. Denn Vater Staat sowie der Arbeitgeber greifen in vielen Fällen zusätzlich unter die Arme!

Mit der Wohnungsbauprämie fördert der Staat Bausparer mit geringeren bis mittleren Einkommen. Die Einkommensgrenze für Singles liegt hier bei 35.000 Euro jährlich, für Verheiratete bei 70.000 Euro. Förderfähig sind Beiträge zwischen 50 und 700 Euro jährlich (bei Verheirateten die doppelte Summe), gezahlt werden dann 10 % auf den Jahresbeitrag. Selbstverständlich können Sie auch mehr in den Vertrag einbezahlen, lediglich die Prämie ist auf den genannte Höchstbetrag fixiert.

Bausparer erhalten auch Unterstützung vom eigenen Betrieb. Die sogenannten vermögenswirksamen Leistungen – kurz VL - werden vom Arbeitgeber zusätzlich zum normalen Gehalt gezahlt. Der Arbeitnehmer kann das Geld entweder anstelle eigener Sparleistungen oder zusätzlich in seinen Bausparvertrag einzahlen (mehr Infos hier). Auch vermögenswirksame Leistungen werden übrigens staatlich gefördert. Die Arbeitnehmersparzulage in Höhe bis zu 43 Euro pro Jahr (86 Euro für Verheiratete) erhalten Sparer mit einem zu versteuernden Einkommen von bis 17.900 Euro im Jahr (35.800 Euro bei Eheleuten).

Als reine Geldanlage gibt es bessere Alternativen

In der Vergangenheit wurde der Bausparvertrag auch immer wieder als Geldanlage ins Spiel gebracht. War dies in Zeiten fallender oder teilweise auch stagnierender Zinsen noch unter Einschränkungen vorteilhaft, verlieren diese Verträge in der aktuellen Zinssituation völlig an Attraktivität. Da die allgemeinen Zinsen aktuell steigen, ist ein festgeschriebener Zinssatz für mehrere Jahre eher von Nachteil. Hier gibt es deutlich bessere Alternativen, wie etwa ein flexibel verzinstes Tagesgeld oder ein kurzfristiges Festgeld.

Fazit: Für wen lohnt sich ein Bausparvertrag?

Ein Bausparvertrag ist immer in der typischen Situation sinnvoll: Sie möchten in den nächsten Jahren Immobilieneigentum erwerben oder renovieren. Sie benötigen hierfür Eigenkapital, und möchten sich schon heute langfristig günstige Darlehenszinsen sichern. Wer vermögenswirksame Leistungen vom Arbeitgeber bekommt, kann diese in den Bausparvertrag einfließen lassen, und damit wahlweise seinen Eigenanteil an der Sparrate senken, oder die Gesamt-Sparrate erhöhen. Die staatlichen Förderungen sind lediglich ein netter Bonus, welcher das Sparen erleichtert. Als alleiniges Argument für Bausparen reichen sie jedoch nicht aus. Wer sich für einen Bausparvertrag entscheidet, sollte jedoch unbedingt die Konditionen genau vergleichen und sich die Angebote detailliert durchrechnen lassen.

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