Barrierefreies Bauen: die wichtigsten Fakten auf einem Blick

Wenn Senioren und körperbehinderte Menschen ein Gebäude ohne fremde Hilfe sicher benutzen können, dann handelt es sich um ein barrierefreies Objekt. Die Normen DIN 18025  regeln in Deutschland, wie barrierefreier Wohnraum genau gestaltet sein sollte, um dies zu gewährleisten. Einige zukünftige Eigenheimbesitzer setzen von Anfang an auf barrierefreies Bauen, um auch im Alter noch unbesorgt im eigenen Haus leben zu können. Auch viele Mehrfamilienhäuser und öffentliche Gebäude sind so gestaltet, dass geh- oder sehbehinderte Menschen selbständig zurechtkommen können.
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Eine Treppe kann eine unüberwindliche Barriere sein.

Allgemeine Barrierefreiheit: Teilnahme am gesellschaftlichen Leben

Barrierefreies Bauen sichert Menschen mit Behinderungen nicht nur einen gefahrlos zu nutzenden Wohnraum, sondern es ermöglicht ihnen auch die Teilnahme in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens, aus denen sie sonst ausgeschlossen wären. Möglichst viele Menschen werden so in die Lage versetzt, ihren Alltag ohne oder mit möglichst wenig fremder Hilfe zu bewerkstelligen. Diese Personengruppen profitieren davon, wenn Gebäude barrierefrei gestaltet wurden:
  • vorübergehend oder dauerhaft Sehbehinderte
  • vorübergehend oder dauerhaft Gehbehinderte
  • Senioren
  • Personen mit Kinderwagen
  • Schwangere
  • Menschen, die Lasten befördern
  • Verletzte mit eingegipsten Gliedmaßen
An dieser Liste lässt sich gut erkennen, dass auch im eigenen Haus in mehrfacher Hinsicht Barrierefreiheit Sinn macht. Wer von Anfang an sein Eigenheim so plant, dass es die Kriterien für behindertengerechtes Wohnen erfüllt, spart außerdem verglichen mit dem späteren Umbau viel Geld:
Hinweis
Barrierefreies Bauen kostet im Grunde nur wenig mehr als nicht-barrierefreie Wohnraumgestaltung, damit ist es viel preiswerter als entsprechenden Veränderungsmaßnahmen am bereits fertigen Objekt.
Es stellt von Beginn an sicher, dass eine möglichst große Personengruppe zu dem Gebäude Zugang erhalten kann, und bedeutet außerdem eine Investition in die Altersvorsorge. Umbauarbeiten sind zusätzlich zeitintensiv: Nach einem Unfall oder einer schwerer Krankheit möchte aber niemand länger als nötig warten, bis er wieder in den eigenen vier Wänden leben kann.
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Mit dem Rollstuhl am Schreibtisch

DIN 18025-1 und 18025-2: Was steht drin?

Die deutsche Normenreihe für barrierefreies Bauen versteht sich als eine detaillierte Empfehlung an Bauherren und Architekten. Bei Bauten, die aus gesetzlichen Gründen barrierefrei sein müssen, sind die besagten Normen in einem gewissen Umfang verpflichtend, je nach Objekt und angestrebter Nutzung. Privaten Bauherren kann das Regelwerk eine echte Hilfe in der Bauplanung sein, wenn eine behindertengerechte Wohnraumgestaltung angestrebt wird. Auf diese Bereiche beziehen sich die Normen:
  • Flächen
  • Türen
  • Rampen
  • Aufzüge
  • Treppen und Handläufe
  • Küchen
  • Badezimmer
  • PKW-Stellplätze
  • Wände und Fenster
  • technische Ausführungen

Barriefefreies Bauen im Privatbereich: Welche Maßnahmen machen Sinn?

Ein privater Bauherr sollte sich bereits in der Planungsphase die Frage stellen, welche Maßnahmen des barrierefreien Bauens für sein Projekt besonders sinnvoll sind. Wir haben verschiedene Möglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen für Sie zusammengestellt, die Sie als Checkliste für Ihre Bauplanung nutzen können.
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Ein Treppenlift kann eine sinnvolle Investition sein.

Allgemeine Kriterien zum barrierefreien Wohnen

Die hier genannten Kriterien sind bei der Planung eines barrierefreien Gebäudes besonders wichtig, sie bieten die Basis für weitere Differenzierungen in den verschiedenen Räumlichkeiten. Zuerst einmal muss überhaupt der Zugang für Gehbehinderte Menschen möglich sein und auch Sehbehinderte sollten sich gut zurechtfinden können.
  1. stufenloser Zugang vom Gehweg zur Haustür
  2. Haustür mit Mindestbreite von 90 cm für Rollstuhlfahrer
  3. Stellplatz für Rollator / Kinderwagen im Hausflur
  4. beidseitige Treppenhandläufe zum sicheren Festhalten
  5. ausreichende nicht blendende Beleuchtung im Treppenhaus
  6. bei mehrstöckigen Gebäuden Möglichkeit zum Einbau eines Aufzugs oder Treppenlifts
  7. Lichtschalter auf niedriger Höhe
  8. Steckdosen leicht erreichbar, auch für Rollstuhlfahrer und Senioren
  9. ebenerdige Räumlichkeiten als optimale barrierefreie Wohnform
  10. schwellenloser Zugang zu Balkon / Terrasse und allen Räumen.

Barrierefreies Badezimmer

Gerade das Badezimmer muss zur barrierefreien Wohnraumgestaltung gut durchdacht sein, denn hier haben behinderte Menschen und Senioren im Alltag die meisten Probleme. Die tägliche Körperpflege sollte sitzend am Waschbecken möglich sein, die Toilette sowie Bad und Dusche auch bei körperlichen Einschränkungen nutzbar. Genügend Haltemöglichkeiten, rutschfeste Oberflächen und Bewegungsspielraum für einen Rollstuhl sind im barrierefreien Wohnen ein Muss.
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  1. eine nach außen öffnende Badezimmertür
  2. Badezimmertür im Notfall von außen zu entriegeln
  3. rutschfester Bodenbelag
  4. niedrig angebrachtes Waschbecken auch im Sitzen nutzbar
  5. Beinfreiheit unter dem Waschbecken
  6. Haltegriffen neben dem WC und an Wanne und Dusche
  7. tragfähige Wände zur Montage dieser Haltegriffe
  8. bodengleiche Dusche
  9. Bewegungsflächen von mindestens 120 x 120 cm für Rollstühle, besser: 150 x 150 cm
  10. WC-Sitz-Höhe bei etwa 46 bis 48 cm
  11. WC-Sitz mit mindestens 20 cm Wandabstand montieren
  12. Dusch-WC eventuell vorbereitet
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Das WC sollte einfach zugänglich sein.

Küche barrierefrei einrichten

Auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität möchten gern selbständig kochen und backen können. Eine Küche benötigt dafür einige wichtige Voraussetzungen, die teilweise schon im Zuge der Bauplanung bedacht werden sollten.
  1. mindestens 1,20 m freier Platz vor der Küchenzeile
  2. genügend Fläche zur Rollstuhlbenutzung
  3. Arbeitsflächen auch im Sitzen erreichbar
  4. auf Sitzhöhe eingebaute elektrische Geräte

Barrierefreiheit bei Türen und Fenstern

Schnell mal ein Fenster öffnen? Für körperlich mobile Menschen ist das kein Problem, doch was, wenn die vollständige Bewegungsfähigkeit nicht mehr gegeben ist? Auch Fenster und Türen sollten von Anfang so gestaltet sein, dass das Leben in den eigenen vier Wänden mit körperlichen Einschränkungen weiterhin möglich ist.
  1. niedrig angebrachte Fenstergriffe
  2. Brüstungen unter 60 cm hoch
  3. schwellenlose Balkon- und Terrassentüren, mindestens 80 cm breit
  4. Mindestmaße für Innentüren: 80 x 205 cm
  5. einfach bedienbare Rollläden, evtl. elektrisch

Treppen für das Alter ausrüsten

Treppen sind ein neuralgischer Punkt in jedem Gebäude, das auch für körperlich eingeschränkte Menschen benutzbar sein soll. Sicherheit geht hier vor, dafür sind eigentlich nur einige Kleinigkeiten nötig, die allerdings zum großen Teil im Vorfeld bedacht werden müssen.
  1. möglichst gerader Treppenlauf
  2. Treppe mindestens 1,20 m breit
  3. keine Unterschneidung bei den Auftritten, sonst Stolpergefahr
  4. rutschfester Belag
  5. gut sichtbare Stufenkantenmarkierung

Elektrotechnik richtig planen

Auch die Hauselektrik sollte auf clevere Weise darauf ausgerichtet sein, dass das tägliche Leben in späteren Jahren vielleicht einmal ganz anders ablaufen könnte. Vereinfachte Nachrüstbarkeit heißt die Devise: Damit sichern Sie sich die Möglichkeit, Ihr Haus in Zukunft an die veränderten Bedürfnisse anzupassen.
  1. Viele Steckdosen im Raum verteilt bedeuten eine große Variation von Nutzungsmöglichkeiten.
  2. Steckdosen befinden sich auf einer Höhe zwischen 60 und 85 cm.
  3. Lichtschalter befinden sich auf einer Höhe zwischen 85 und 100 cm.
  4. Netzwerkdosen gleichmäßig im Haus verteilt.
  5. Mehrere Telefondosen sichern ab, dass man es im Alter nie weit zum Festnetztelefon hat.
  6. Fußleisten mit Kabelkanälen und Leerrohre in den Wänden stehen für spätere Nutzung bereit.
  7. Optimal: Ausstattung mit einem praktischen Haussteuerungssystem (Stichwort: KNX- /BUS).
  8. Schrankliftsysteme und Arbeitsflächenhöhenverstellung für die Küche einplanen.
  9. Ladesteckdose im Eingangsbereich für eventuelle spätere Fortbewegungshilfen wie E-Rollstuhl oder E-Bike.

Räume und Treppenhaus barrierefrei beleuchten

Auch ein durchdachtes Beleuchtungskonzept kann einen Raum sicherer gestalten. Vor allem dann, wenn die Augen schwächer werden, helfen an den passenden Stellen angebrachte, nicht blendende Leuchten dabei, sich im Raum zu orientieren. Wer die Beleuchtung schon in der Bauplanung berücksichtigt, hat später alle Kabel und Anschlüsse am richtigen Platz.
  1. Achten Sie insgesamt auf eine blendfreie indirekte Beleuchtung.
  2. Leuchtmittel mit breitem Farbspektrum wählen, damit Kontraste besser zur Geltung kommen.
  3. Setzen Sie Lichtakzente dort, wo es nötig ist, beispielsweise in der Leseecke (zwischen 1.000 und 2.000 Lux punktuelle Beleuchtung).
  4. Im Flur und Treppenhaus reichen 50 bis 100 Lux.
  5. Auf der Küchenarbeitsplatte sind etwa 300 bis 500 Lux gefragt.
  6. In allen anderen Wohnbereichen empfehlen sich 100 bis 200 Lux.
Alle genannten Faktoren verstehen sich als Anregung für barrierefreies Bauen und können nach Belieben miteinander kombiniert oder durch weitere Punkte ergänzt werden. Wir wünschen Ihnen ein sicheres und bequemes Wohnen! Quellen: https://nullbarriere.de/din18025.htm https://ergodirekt.de/de/ratgeber/pflege/hightech_in_der_pflege/barrierefrei_wohnen.html https://www.behindertenbeauftragte.de/DE/Themen/Barrierefreiheit/WohnenundBauen/WohnenundBauen_node.html

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