Welche Estrich-Arten gibt es?

Das Wichtigste in Kürze
  • Estrich kann an vielen Orten eingesetzt werden und ist für fast jeden Zweck geeignet.
  • Estrich kann schwimmend, feucht oder trocken aufgebracht werden.
  • Entscheidend für die richtige Wahl ist die Nutzung des Bodens.
Estrich sorgt für den Ausgleich von Höhenunterschieden, versteckt Rohrleitungen und Kabel und ist der Untergrund für Fliesen, Laminat und andere Bodenbeläge. Die meisten wissen es gar nicht, aber Estrich ist ein fester Bestandteil unseres Lebens.

Estrich - das Allroundtalent

Estrich ist vielseitig einsetzbar, aber nicht jede der Estricharten kann überall verwendet werden und ist für jeden Zweck geeignet. Doch die meisten Bauherren, die beim Bau einen fugenlosen, aber festen Boden herstellen möchten, greifen auf Estrich zurück. Er gleicht jede Unebenheit und jeden Höhenunterschied aus und trägt jeden Bodenbelag. Estrich kann eine feuchte zähflüssige Masse sein. Dann ist es Estrichmörtel oder eben ein Trockenestrich aus festen Platten. Verschiedene Optionen hat man bei der Konstruktion und der Wahl der Bindemittel.
estrich-arten

Estricharten nach dem Verwendungszweck

Estrich kann schwimmend, feucht oder trocken aufgebracht werden. Für jeden Einsatz gibt es einen speziellen Estrich und eine Vielzahl an Fachbegriffen, mit denen sich ein Bauherr und ein Laie gleichermaßen auseinandersetzen müssen. Wichtig ist, sich genau mit dem Verwendungszweck und der Funktion des Bodens auseinanderzusetzen, denn entscheidend für die richtige Wahl ist die Nutzung des Bodens. Es gibt wichtige Unterschiede zwischen dem Boden in einem Keller und dem im Badbereich. Dem muss die gewählte Estrichart entsprechen. Die Estricharten werden wie folgt unterschieden:
  • der Art des Bindemittels
  • der Art des Verlegens
  • der Einbauweise.

Die Einteilung nach der Einbauweise

Ob in flüssiger oder trockener Form, Estrichleger unterscheiden zwischen folgenden Estricharten:
  1. Baustellenestrich
  2. Fließestrich
  3. Trockenestrich oder Fertigteilestrich.
Trockenestrich wird aus Bauplatten hergestellt, währenddessen Baustellenestrich auf der Baustelle erst angemischt wird.

Der Baustellenestrich

Die meisten kennen den Baustellenestrich. Er kann ganz frisch auf der Baustelle angemischt werden oder als fertiger Werkmörtel auf die Baustelle geliefert werden. Als Bindemittel wird Kalziumsulfat, Zement und Magnesia verwendet. Man verteilt den nassen Estrichmörtel und zieht ihn anschließend ab. Diese Arbeit ist körperlich anstrengend, da lotrecht abgezogen werden muss, weshalb häufig Fließestrich verwendet wird.

Der Fließestrich

Wer sich also gegen die schweißtreibende Arbeit mit dem Baustellenestrich entscheidet oder einfach ein paar Arbeitsschritte einsparen möchte, der greift auf Fließestrich zurück. Fließestrich nivelliert sich fast von allein. Fließestrich bezeichnet verschiedene Estricharten, die sich durch die Art des Bindemittels voneinander unterscheiden. Da wären zum Beispiel:
  • Zementmischungen
  • Anhydrit
  • Gussasphalt zu nennen.
Ein Fließmittel wird der jeweiligen Estrichart beigemengt, alles mit der Mischpumpe vermischt und mit einem Schlagbesen geschlagen. So werden eingeschlossene Luftblasen entfernt. Dadurch muss Fließestrich nicht manuell oder mechanisch verteilt werden, es braucht keine Verdichtung, keinen Abrieb und auch keine Glättung. Empfehlenswert ist jedoch die Aufbringung von Fachleuten. Nach zwei Tagen ungefähr ist Fließestrich begehbar und nach etwa einer Woche kann er belastet werden. Man gönne ihm trotzdem eine ausreichend lange Trocknungsphase. Fließestrich kann geschliffen, eingefärbt oder mit Farbe gestrichen werden. Daher eignet er sich für Keller und Garagen am besten. Aufgrund seiner Feinkörnigkeit kann er ohne einen weiten Fußbodenbelag genutzt werden.

Der Trocken- oder Fertigteilestrich

Bei Fertigbauten und bei Sanierungsarbeiten wird gern auf Trockenestrich (Fertigteilestrich) zurückgegriffen. Vorgefertigte Estrichplatten aus Zement werden direkt auf die Dämm- oder Trennschicht gelegt. Es können jedoch auch Gipskartonplatten oder Holzspanplatten verwendet werden. Trockenestrich wird also schwimmend verlegt, was bedeutet, dass er nicht an Wände anstößt, sondern eine Fuge bleibt. Ist der Untergrund uneben, kann er durch eine Schüttung aus Tonkügelchen ausgeglichen werden. Die Vorteile dieser Estrichart sind:
  • Die Platten sind sofort begehbar.
  • Die Platten sind leicht zu handhaben.
  • Die Platten müssen nicht trocknen.
  • Eine Schadstoffbelastung wird in der Regel vermieden.
Diese Estrichart verträgt jedoch keine Feuchtigkeit und ist deshalb in Bädern und Küchen ohne Isolationsschicht nicht einsetzbar. Auch der Schallschutz ist eher als mäßig einzustufen, wenn keine Trittschalldämmung unter dem Estrich vorgesehen ist.

Estrichmörtel und die Art der Bindemittel

Estrich hat als Hauptbestandteil Bindemittel. Dazu kommen Wasser, Zuschlag und Zusatzstoffe sowie Zusatzmittel. Auf der Grundlage des Bindemittels werden folgende Estricharten unterschieden:
  • Zementestrich
  • Kalciumsulfatestrich - Anhydritestrich
  • Gussasphaltestrich
  • Magnesiaestrich
  • Kunstharzestrich

Die Estricharten

Estrich kann also aus den verschiedensten Stoffen bestehen. Unterschieden wird er nach seiner Zusammensetzung.

Der Zementestrich

Am häufigsten wird Zementestrich verwendet. Er entsteht aus Zement, Sand, Wasser und Zusatzmittel. Er ist flexibel einsetzbar und quasi der Allrounder unter den Estricharten. Geeignet ist er für den Innen- und Außenbereich. Er ist besonders belastbar und beständig gegenüber Nässe und Feuchtigkeit. Doch er muss gut durchtrocknen. Einer seiner großen Nachteile, ist die Neigung zur Rissbildung. Auch verliert er rasch an Feuchtigkeit und zieht sich zusammen. Nach etwa 20 Tagen ist er belegreif.

Anhydrit-Estrich

Hier ist die Basis für das Bindemittel Kalciumsulfat. Dadurch entsteht eine besonders hohe Druckfähigkeit. Außerdem ist diese Estrichart sehr biegsam. Ohne Fugen kann er verlegt werden und ist damit die erste Wahl bei der Fußbodenheizung. Er besteht aus Anhydrit, Wasser, Sand und Zusatzstoffen. Nach drei Tagen ist er bereits begehbar und nach einem Monat belastbar. Die Aufbringung sollte man einem Meisterbetrieb überlassen. Anhydrit-Estrich ist feuchtigkeitsempfindlich. Deshalb muss für eine Abdichtung gesorgt werden. Die Planung muss mit einem Estrichverleger besprochen werden.

Gussasphaltestrich

Für diese Estrichart wird Splitt, Bitumen, Gesteinsmehl und Sand verwendet. Dieser Estrich kann schnell verarbeitet werden und unabhängig von der Feuchtigkeit und der Temperatur aufgebracht werden. Er verfügt über eine gute Wärmeisolierung und Schalldämmung. Deshalb kommt er besonders oft zum Einsatz bei Industrieanlagen und dem Straßenbau. Im Eigenheimbau findet er seltener Anwendung.

Kunstharzestrich

Diesem Estrich werden verschiedene Kunststoffarten beigemengt. Am häufigsten wird Epoxydharz verwendet. Aber auch Polyurethan kann enthalten sein. Dazu kommen Pigmente, Harze und verschiedene Füllstoffe. Durch die chemische Reaktion der Stoffe kommt es zu einer Verhärtung. Diese Estrichart trocknet sehr schnell und ist schnell belastbar. Er ist Wasser-, frost- und feuchtigkeitsbeständig. Verwendet wird er für Balkone, Industrieflächen oder im Wohnungsbau, meist außen.

Magensiaestrich

Wie der Name schon sagt, wird er aus kaustischem Magnesia hergestellt. Dabei handelt es sich um eine Lösung auch organischen Stoffen und Magnesiumchlorid. Die organischen Stoffe können sein
  • Korkmehl
  • Sägemehl
  • Gummifaser
  • Textilfaser.
Allerdings ist dieser Estrich empfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Deshalb muss er etwa drei Tage gegen die feuchte Witterung geschützt werden. Belastbar ist er nach vier Wochen. Im Außenbereich ist diese Estrichart also eher nicht einsetzbar. Die Wärme- und Schalldämmung ist jedoch sehr gut. Darüber hinaus kann er ohne Fugen verlegt und sogar gefärbt werden. Die Kosten sind allerdings hoch und es benötigt einen Experten. Fazit Estrich ist vielseitig, doch nicht jede Estrichart kann überall eingesetzt werden.

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