Loggia und Balkon - was sind die Unterschiede?

Das Wort »Loggia« macht sich in Wohnungsanzeigen ausgesprochen gut, einen schnöden »Balkon« scheint es kaum noch zu geben. Doch nicht alles, was mit der herrlich italienischen Bezeichnung bedacht wird, hält bei näherer Betrachtung den Anforderungen stand, die an eine echte Loggia gestellt werden. Balkon und Loggia stellen einen mit dem Haus verbundenen Außensitz dar, und an dieser Stelle hören die Gemeinsamkeiten noch lange nicht auf. Was ist an der Loggia so Besonderes?

Ein typischer Balkon - eine Loggia liegt innerhalb der Bauflucht
loggia-balkon

Entscheidender Unterschied: Die Loggia liegt innerhalb der Bauflucht

Wie bereits gesagt, stammt das Wort »Loggia« aus dem Italienischen, es bezeichnet ein spezielles klassisches Bauelement, das wie ein nach außen geöffneter Innenraum wirkt. Hier ragt also nicht einfach eine Betonplatte aus der Fassade, die mit einem Geländer versehen wurde, sondern der Architekt hat sich sehr viel mehr dabei gedacht! Die antike Loggia war mit üppigen Arkadenbögen versehen, sie diente bereits in alten Zeiten als eine Art Zwischenraum, der weder richtig »innen« noch vollständig »außen« war. Im Obergeschoss fungieren Loggien als Verbindungsgänge oder schattige Freisitze: An heißen Tagen bieten sich einen guten Schutz gegen die Sonne, an Regentagen gegen die Nässe. Es handelte sich also eher um nach außen geöffnete Gänge oder Hallen, die sich in verschiedenen Architekturstilen finden lassen, von der Renaissance über das Barock und den Klassizismus bis heute. Das wichtigste Merkmal der Loggia liegt darin, dass sie innerhalb der Bauflucht liegt: Sie ragt also nicht wie ein Balkon aus der Fassade heraus.

Eng verwandt mit der Laube

Im Deutschen nutzen wir gern das Wort »Laube«, um ein der Loggia sehr ähnliches architektonisches Element zu bezeichnen. Ein luftiger Laubengang wird beispielsweise durch Bögen oder schlanke Säulen gegliedert, ebenso wie die italienische Loggia. Sowohl die Loggia als auch die Laube bildet einen festen Bestandteil eines Gebäudes, sie wirkt niemals wie etwas Vorgesetztes oder nachträglich Angebautes. Im 19. und 20. Jahrhundert kam die Mode auf, Hotels mit einer Reihe von Loggien auszustatten, die sich zum Gartenbereich hin öffnen. So erhielten die Gäste die Möglichkeit, auch an heißen oder regnerischen Tagen die frische Luft zu genießen. Auch die stationären Patienten von Krankenhäusern durften seit jener Zeit von diesem kleinen Luxus profitieren.

Wie unterscheiden sich Loggia und Balkon?

Sprechen wir heute von einer Loggia an einem modernen Gebäude, dann meinen wir umgangssprachlich eine spezielle Form des Balkons. Der klassische Zierrat alter Zeiten muss dabei nicht mehr unbedingt vorhanden sein, aber innerhalb der Bauflucht sollte auch eine moderne Loggia liegen. Indem wir einen genauen Blick darauf werfen, was einen Balkon ausmacht, können wir die Loggia von diesem Bauteil abgrenzen. Diese Arten von Balkonen gibt es:
  1. Auskragender Balkon: Der Boden dieser Balkonsorte geht in eins über mit der Bodendecke des jeweiligen Stockwerks. Bei Holzbalkendecken kragen dafür die Tragbalken aus der Fassade hervor, Betondecken besitzen einfach eine entsprechende Ausbuchtung. Der große Nachteil besteht hier darin, dass eine Kältebrücke zum Innenraum entsteht, die häufig zu Schwitzwasserablagerungen führt.
  2. Hängender Balkon: Auch diese Balkonart besteht aus einer auskragenden Bodenplatte, jedoch trägt diese nicht das gesamte Gewicht, sondern sie wird durch Traversen gestützt. Die diagonalen Stützen werden entweder ansprechend verziert oder so dezent wie möglich gestaltet, je nachdem, wie der Balkonbesitzer es wünscht. Das Kältebrückenproblem wird allerdings bei dieser Variante nicht behoben.
  3. Anbaubalkon: Der Name dieser Balkonsorte ist selbsterstklärend, der Außensitz wird nachträglich vor die Fassade gesetzt und geht nicht in sie über. Dafür benötigt der Balkon allerdings ein ausgeklügeltes Befestigungssystem, das die schwere Last zu tragen vermag. Oft werden die äußeren beiden Bodenecken mit Stützen versehen, die bis auf den Boden ragen. Aufgrund der noch immer massiven Verankerung in der Fassade bestehen noch immer Kältebrücken, in der Regel jedoch einigermaßen reduziert.
  4. Vorsatzbalkon: Der Vorsatzbalkon besitzt nur eine leichte Verankerung in der Fassade, das Gewicht wird durch vier Bodenstützen getragen. Auf diese Weise lässt sich auch ein bereits bestehender Balkon erweitern. Hier passt endlich eine ordentliche Dämmung zwischen Balkon und Fassade, sodass keine oder nur sehr geringe Kältebrücken entstehen. Allerdings bleiben die Stützen natürlich optisch sichtbar und können sich auch einschränkend auf den unter dem Balkon befindlichen Bereich auswirken.
An diesen vier Beschreibungen lässt sich sehr genau sehen, dass sich ein Balkon im Gegensatz zur Loggia stets außerhalb des eigentlichen Gebäudegrundrisses befindet - und damit auch außerhalb der Bauflucht. Besitzt ein Balkon also ein Dach und vielleicht sogar Arkaden, avanciert er damit nicht zu einer Loggia! Ein überdachter Balkon auf Bodenniveau wird als Portikus bezeichnet, auch er ragt aus dem Grundriss heraus. 

Paradoxes Wort: Was ist eine Balkonloggia?

Ein Balkon befindet sich also außerhalb des eigentlichen Gebäudegrundrisses, eine Loggia jedoch innerhalb der Bauflucht. Das immer wieder genutzte Wort »Balkonloggia« stellt also ein Paradoxon dar, denn ein Balkon kann keine Loggia sein und eine Loggia kein Balkon. Gemeint ist in den meisten Fällen ein überdachter Balkon, eventuell sogar mit geschlossenen Seiten, da Loggien immer eine Überdachung und oft auch Seitenwände besitzen. So wird aus einem Balkon rein optisch ein loggia-ähnlicher Außensitz, der zumindest den klassischen Stil wahrt und sicher auch mehr Wetterschutz bietet als ein Balkon ohne Dach und Wände.

Sonderformen ohne seitliche Wände

Die geschlossenen Seiten bilden allerdings kein charakteristisches Merkmal der Loggia, es gibt auch Sonderformen ohne seitliche Wände, nämlich mit einer Brüstung zu drei Seiten. Eine Loggia kann sogar statt einer Brüstung ein Geländer aufweisen, doch das ist eher selten der Fall. Brüstungen besitzen eine eher massive Struktur, sie werden meist aus Stein gemauert und weisen weniger Durchbrechungen auf. Deshalb wirkt eine Loggia auch meist nicht so luftig wie ein Balkon. Die Übergänge zwischen Brüstung und Geländer gestalten sich fließend, sodass beide Begrenzungsarten nicht immer exakt voneinander zu unterscheiden sind. Und wenn der überdachte Außensitz sich auf einem Erker befindet, trifft dann die Bezeichnung Loggia zu? Nein, denn auch der Erker siedelt sich definitionsgemäß außerhalb der Bauflucht an, ebenso wie der darüberliegende Balkon. Wenn Sie also das nächste Mal auf eine Wohnungsannonce treffen, die eine »Loggia« beinhaltet, können Sie vor Ort sehr genau erkennen, ob es sich tatsächlich um eine solche handelt. Doch auch Balkone mit loggia-ähnlichen Eigenschaften bieten oftmals einen herrlich angenehmen Komfort, und darauf kommt es schließlich an!

Soll nachträglich eine Loggia angeschafft werden, ist bautechnisch von einem Gebäudeausbau die Rede. Hierzu benötigt der Bauherr eine zusätzliche Baubewilligung, welche er beim zuständigen Bauamt beantragen kann.

Bezüglich der Verglasungen variieren die Vorschriften je nach Bundesland. In der Regel ist jedoch eine einfache Bauanzeige ausreichend. Handelt es sich hingegen um einen nachträglichen Bau bei einer Eigentumswohnung, muss eine Genehmigung der Wohneigentümergemeinschaft eingeholt werden.

Der Fachhandel bietet Fertig-Loggien zu einem Preis von circa 15.000 Euro an. Allerdings sind die Maße  mit 2,30 Meter Höhe und 2,50 Meter Breite bereits vorgegeben. Damit die Loggia gut genutzt werden kann, sollte diese mindestens eine Breite von 1,50 Meter aufweisen.

Um die passenden Pflanzen zu wählen, muss sich der Eigentümer zuerst mit den richtigen Lichtverhältnissen beschäftigen. Während in einem Garten oft der perfekte Standort gesucht wird, läuft es bei einem Balkon genau andersherum.

Die Standortbedingungen stehen weitestgehend fest, denn ein Balkon bietet entweder genügend Licht und Sonne, Halbschatten und weniger Licht, dafür jedoch überwiegend Schatten. Dekorativ sind immer Schalen-, Topf- oder Kübelpflanzen. Gerade auf einem kleinen Balkon ergeben sich ideale Möglichkeiten, zahlreiche Pflanzen unterzubringen.

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